Sobald die Saison startet und die ersten Wettkämpfe sich nähern, steigt auch die Nervosität bei den AthletInnen. Die Konkurrenz wird beobachtet, die Peak Week Pläne ausgearbeitet und man geht mit einer gewissen Erwartungshaltung zum Wettkampf.
Aber welche Erwartungshaltung ist wirklich sinnvoll und was kann man tatsächlich von einem Wettkampf erwarten?
Es gibt ein paar Punkte denen man sich bewusst sein sollte, bevor man auf eine Bühne geht.
Merke:
Du hast am Tag X keine oder nur sehr wenig Kontrolle über das was passiert.
Also kontrolliere das was du kontrollieren kannst und akzeptiere das was du nicht kontrollieren kannst.

Die Subjektivität der Wertung
Bodybuilding ist ein sehr subjektiver Sport. Das bedeutet, dass die Parameter die in die Wertung einfließen nicht messbar sind. Es gibt eine Jury und diese bewertet nach den Richtlinien der jeweiligen Kategorie, nach bestem Wissen und Gewissen.
Trotzdem kommt es oft vor, dass Wertungsrichter sich nicht einig sind. Das ist die Subjektivität dieses Sports. Denn man kann den Gewinner oder die Gewinnerin (meist) nicht sofort eindeutig bestimmen. Genauso bei der Reihung in den Platzierungen. Darum gibt es immer mehrere Wertungsrichter, um möglichst einen guten Durchschnitt von subjektiven Meinungen zu erhalten.
So liest man eine Score Card (Wertungsübersicht):
Jede/r WertungsrichterIn schreibt die Platzierung aus seiner/ihrer Sicht auf ein Blatt Papier und gibt dieses ab. Alle Platzierungen werden addiert und das ergibt eine Punktanzahl. Je weniger Punkte, desto besser die Platzierung.
Bei 5 WertungsrichterInnen ist die niedrigste Punktzahl die man erreichen kann also 5, sollten dich alle auf den ersten Platz stellen.
Bei manchen Verbänden kommt es auch vor, dass wie in anderen Sportarten die beste und die schlechteste Wertung gestrichen wird, um noch fairer sein zu können. Das resultiert in einer Punktzahl die von der Anzahl der Wertungsrichter abweicht.
zB. bei 7 WertungsrichterInnen kannst du dann eine niedrigste Punktzahl von 5 erreichen, sollten dich 6 von ihnen auf den ersten Platz stellen
Bei großen Bewerben werden oft nicht alle AthletInnen platziert. Als Beispiel siehst du unten die Score Card der Bikini Olympia 2020, wo nur bis zu Platz 15 gewertet wurde. Alle anderen Athletinnen stehen automatisch auf dem 16.Platz

Es ist auch von Verband zu Verband unterschiedlich, ob nur eine Vergleichsrunde gewertet wird, oder ob es mehrere gibt zB: Vorwahl und Finale, welche beide neu gewertet werden.
Deine persönliche Peak Performance
Beim Bodybuilding gilt ausschließlich der Look den du an Tag X auf die Bühnen bringst. Es zählt nicht wie gut du davor oder danach aussiehst. Es wird das gewertet, was du den Juroren am Tag X in Minute X präsentierst.
Leider ist unser Körper nun mal keine Maschine die immer gleich läuft, sondern unterliegt natürlichen Schwankungen. Dein Look kann sich über den Tag verändern – besser werden oder auch schlechter werden. Darum ist es sehr wichtig sich gut auf Tag X vorzubereiten und einen guten Plan für den Ablauf der letzten Woche vor dem Wettkampf (Peak Week) und den Wettkampftag zu haben.
Sicher kennen viele das Gefühl, wenn sie morgens aufwachen und sich mega fühlen, weil der Bauch schön flach ist und die Klamotten super sitzen. Über den Tag ändert sich das dann oft, wenn wir viel Stress haben oder Dinge essen die unserer Verdauung nicht gut tun, etc. man wird aufgebläht, zieht Wasser (Sockenränder) und sieht auf einmal nicht mehr so toll aus wie morgens nach dem Aufstehen, nach einer erholsamen Nacht.
Genau das gleiche kann passieren, wenn man an Tag X nicht achtsam ist.

Also gilt es am Wettkampftag möglichst Stress zu vermeiden. Leg dich Backstage gemütlich hin und versuch dich zu entspannen. Nimm Kopfhörer mit und schließ die Augen. Etwas Ruhe direkt vor der Bühne kann Wunder bewirken.
Iss auch nichts was deinen Look spontan noch zerstören könnte. Die Bratwurst mit Krautsalat kann definitiv bis nach der Show warten. Halte dich an deinen Plan.
Für Frauen kommt noch das Glücksspiel mit dem monatlichen Zyklus dazu. Wir alle wissen, dass wir in der Mitte des persönlichen Monats am besten aussehen, da die Hormone einen schönen Look begünstigen. Leider kann man sich das Datum des Wettkampfs nicht aussuchen und muss definitiv mit dem Leben können was man an diesem Tag hormonell von seinem eigenen Körper angeboten bekommt.
Periode am Wettkampf Tag? Pech gehabt.
Hier hilft aber oft ein gutes Entwässerungsschema. Man kann auch während seiner Periode einen top Look auf die Bühne bringen. Also wirf die Nerven vorab nicht weg! Und wenn du bei diesem Wettkampf Pech hattest, dann sei dir sicher, dass auch Wettkämpfe kommen werden wo das „hormonelle Glück“ auf deiner Seite sein wird.
Die Konkurrenz und wie sie aussieht
Wie in jeder Sportart, gibt es natürlich Individuen die mit Vorteilen gesegnet sind.
Sei das ein schöner Knochenbau und Symmetrie, genetisch schnellerer Aufbau von Muskelmasse, ein gemäßigtes Hungergefühl (definitiv ein Vorteil in einer Diät) oder vielleicht auch nur ein besonders hübsches Gesicht (nicht vergessen im Bodybuilding geht es um die gesamte Optik).
Diese Personen gibt es und sie werden auch bei Wettkämpfen teilnehmen.
Du gehörst zu diesen Personen? Schön für dich! Aber auch du kannst geschlagen werden.
Wichtig: Nicht jede/r ist vom genetischen Glück gesegnet und es kann auch nicht jede/r gewinnen.
Sei dir IMMER bewusst, dass du absolut keine Kontrolle darüber hast wer auf der Bühne neben dir steht und wie diese Person neben dir aussieht. Das gilt für alle Klassen und jedes Leistungsniveau – vom Anfänger bis hin zum Olympia Athleten.
Wenn jemand neben dir steht der in dieser Minute an Tag X einfach besser aussieht, sich besser präsentiert oder den Wertungskriterien besser entspricht, wird diese Person vor dir platziert werden.
Das gilt auch wenn du ein genetischer Überflieger bist und den besten Look deines Lebens auf die Bühne gebracht hast.
Harte Arbeit wird früher oder später definitiv honoriert – solltest du den Sport lang genug machen. Aber die Konkurrenz arbeitet genauso hart wie du oder sogar härter und du solltest ihnen den Sieg auf jeden Fall gönnen, wenn sie an diesem Tag, in dieser Minute, ganz einfach besser aussehen als du. Subjektiv gesehen natürlich (siehe oben).
Deine Platzierung
Einen Wettkampf nur für die Platzierung zu machen, kann Spaß machen, wenn du weißt wo du dich im Leistungsfeld befindest. Das wissen allerdings meist erst erfahrene AthletInnen, welche schon viele Wettkämpfe bestritten haben und viele AthletInnen aus ihrem Umfeld bereits kennen.
Zu Beginn deiner Wettkampf Karriere solltest du erst mal antreten um festzustellen wo du dich im Leistungsfeld befindest und das spätere Feedback der Juroren (das solltest du auf jeden Fall einholen) auf deine späteren Aufbau-Phasen und Diäten umsetzen.

Enttäuschungen am Wettkampf Tag
Wenn du die oben genannten Punkte berücksichtigst, ist es unwahrscheinlich, dass du vom Ausgang eines Wettkampfs enttäuscht wirst.
Denn enttäuscht wird nur, wer nicht bis zum Schluss alles gegeben hat. Das liegt dann aber eher daran, dass diese Personen genau wissen, dass sie in der Vorbereitung nicht alles gegeben haben und aus diesem Grund nicht ihre 100%ige Leistung abliefern konnten.
Du selbst bist der Maßstab für deine persönliche Leistung.
Also frage dich: Hast du alles getan was du tun hättest können, um hier an Tag X deine beste Leistung präsentieren zu können?
Lautet die Antwort JA, dann kannst du getrost stolz auf dich sein. Ganz egal ob du mit dem ersten oder dem letzten Platz nach Hause gehst. Denn mehr wäre an diesem einen Tag X nicht möglich gewesen und du weißt das. Also geh und lass dich feiern! 😉
Lautet die Antwort NEIN, dann weißt du, dass du Fehler gemacht hast, die du in deiner nächsten Vorbereitung vermeiden kannst. Lerne aus der Erfahrung und mach es beim nächsten mal besser. Sei nicht zu sehr enttäuscht und denk daran, dass wir alle nur Menschen sind.
Mit diesen Tipps und Informationen ausgestattet, wünsche ich dir viel Erfolg und einen erfreulichen Wettkampf-Tag 🙂

Katharina ❤
Head Coach Fitness Glam Coaching
Sehr motivierende Worte 🤩 find ich super 👌
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