Was ist eigentlich Hochsensibilität bzw. ein hochsensibles Nervensystem?
Der Begriff „Highly Sensitive Person“ (HSP) wurde in den 90-er Jahren von der US-amerikanischen Psychologin Dr. Elaine Aron geprägt und fand inzwischen Eingang in die deutsche Sprache (als Kürzel für ‚HochSensible Personen‘)
Woher kommt Hochsensibilität?
Hochsensibilität existiert sowohl bei Tieren als auch bei Menschen. Das vegetative Nervensystem hochsensibler Lebewesen filtert weniger als bei durchschnittlich Sensiblen. Also quasi so als würde der Filter für Umweltreize fehlen. Alles wird gleichermaßen stark wahrgenommen und dadurch wirken besonders starke Reize auch oft unangenehm auf HSP.
Die Umwelt wird auf allen Ebenen und mit allen Sinnen verstärkt wahrgenommen. Das ermöglicht höchst intensive Erfahrungen, die weit über das hinausgehen, was weniger empfindsame Lebewesen erleben können.
Aus evolutiver Sicht war die Strategie, vor dem Handeln erst gründlich alle Aspekte abzuwägen und auf diese Weise Gefahr, Misserfolg und Energieverschwendung zu vermeiden, von großer Bedeutung. Für den Fortbestand vieler Arten (sowohl Menschen als auch Tieren) ist die Mischung von hochsensiblen und nicht hochsensiblen Individuen demnach sehr günstig. Vorsicht und vorausschauendes Denken wahr in früheren Zeiten von Vorteil. Damals waren hochsensible Menschen als Heiler, Seher und Visionäre sehr geschätzt.
HSP in der heutigen Welt
Die besonderen Eigenschaften hochsensibler Menschen werden unter den heute existierenden Bedingungen und in unserer künstlich geschaffenen Umwelt eher als Nachteil angesehen. Die Welt verändert sich rasend schnell, alles ist lauter und hektischer geworden. Stress dominiert den Alltag und HSP fällt es schwer sich diesen Veränderungen anzupassen.
Hochsensible Menschen werden immer wieder in den Zustand der Übererregung geraten, weil sie nicht alle potenziell herausfordernden Situationen vermeiden können. Und da Reize stärker wahrgenommen und gründlicher verarbeiten werden, werden sie immer wieder mit starken Gefühlen, und/oder einer Flut von Gedanken, sowie mit körperlicher und emotionaler Anspannung und Unruhe zu tun haben.
Deshalb ist es gerade für Hochsensible sehr wertvoll, ein paar wirksame Strategien zu erlernen, mit deren Hilfe die Intensität, Dauer und auch auf die Qualität der Emotionen beeinflusst werden können. Psychologen nennen diese Fähigkeit „Emotionsregulation“.
Zwar kann der Zustand der Übererregung nicht immer vermieden werden, aber HSP können lernen sich selbst zu beruhigen. Dafür gibt es inzwischen viele Strategien, wie bewusstes Wahrnehmen der Emotionen und Atem- sowie Meditations-Techniken, die in Stresssituationen angewendet werden können.
Stress, Lärmempfindlichkeit und Überstimulation
Da die Umwelt oft ungefiltert wahrgenommen wird, sind HSP oft sehr empfindlich gegenüber Lärm und stressigen Situation. Das kann im Straßenverkehr oder auch in überfüllten Räumen bzw. bei Veranstaltungen, etc. zu Tage treten. Dazu kommt oft das Gefühl der Bedrängnis und ein Drang sich von der Situation zu entfernen zu wollen.
Werden diese Signale vom Körper ausgesendet, so spricht man von Überstimulation oder „Flooding“. Dies kann erheblichen Stress auslösen und bei immer wiederkehrender Belastung auch zu chronischen psychischen Erkrankungen wie dem „Burnout“ und auch zu chronischen körperlichen Symptomen führen.
Schlafstörungen
Gerade hochsensible Menschen kämpfen oft mit Problemen beim Einschlafen oder beim Durchschlafen. Ein Grund dafür liegt darin, dass bei HSP Stresshormone wie Adrenalin oder Cortisol in höherer Konzentration im Blut kreisen als bei anderen Menschen. Stresshormone werden abgebaut, wenn wir tief schlafen. Aber wenn sich zu viele dieser Stoffe im Blut befinden, verhindern sie den Schlaf. Das kann zu einem regelrechten „Teufelskreis“ führen: Gerade dann, wenn Schlaf am dringendsten gebraucht wird, wälzen sich HSP schlaflos hin und her. Daher müssen sie regelmäßig darauf achten, dass ein ausgewogener Schlaf-Wach-Rhytmus eingehalten wird.
Hausmittel können dabei Abhilfe schaffen:
- Schlaftee (Baldrian, Lindenblüte, Hopfen)
- Supplemente mit Baldrian oder Passionsblume
- abends aufregende Filme und Gespräche meiden
- Einschlaf-Rituale schaffen
- Meditation und autogenes Training
Im Internet finden sich außerdem schon zahlreiche Selbsthilfe-Gruppen und Therapiemöglichkeiten für betroffene Personen. Sollten die Probleme bereits gravierende Ausmaße angenommen haben, sollte man nicht davor zurückschrecken sich professionelle Hilfe zu suchen. Gesprächstherapie kann für HSP sehr hilfreich sein. Wichtig bei der Auswahl eines Therapeuten ist allerdings, dass sich dieser mit dem Thema HSP auskennt und darin geschult wurde. Da diese Thematik allerdings noch relativ neu in der Psychologie ist, sollte man sich vorab erkundigen.
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